VERNISSAGE
- daszimmer10
- 1. März
- 4 Min. Lesezeit

Seid gegrüsst Ihr netten Menschen
Es muss Jahre her sein, seit mein Vater zuletzt eine Vernissage hatte – umso mehr freute ich mich auf diesen besonderen Abend. Bevor wir ins Oftringer Dorfmuseum fuhren, beschlossen wir, noch einen Abstecher ins Hans im Glück zu machen, um vegane Burger zu verspeisen. Das Restaurant besticht durch ein einzigartiges Ambiente mit Birken und Pflanzen, die eine gemütliche Atmosphäre schaffen, und das aufmerksame Personal sorgt für einen angenehmen Aufenthalt. Das kreative, leckere Essen und die köstlichen Getränkekreationen machen den Besuch zu einem wahren Genuss.
Ich wählte einen Falafelbratling mit Salat, Jalapenos und Avocadocreme, dazu Goldenfries und Sweet Potato Fries mit Avocadocreme. Zum Dessert gönnte ich mir ein Bier – ein perfekter Auftakt für den Abend.
Oftringer Dorfgeschichten
Das Hans im Glück hat nun im ehemaligen "You event center" Quartier bezogen, in dem Multikomplex, der ursprünglich als FunMaxx bekannt war. Seit der Errichtung gingen zahlreiche Mieter ein und aus. Anfangs gab es sogar eine eigene Brauerei, Tanzlokale und ich meine 9 Kinosäle sowie eine Art Arcade. Doch diese Zeiten sind längst vorbei. Da ich vor langer Zeit aus Oftringen geflohen bin, habe ich keine Ahnung, was aktuell in diesem Komplex zugeht.
Fun Fact: Zum Bau des Komplexes musste ein Wirtshaus (ich meine, es hiess Wegweiser) weichen, das dem Projekt im Weg stand (man munkelt von Brandstiftung). Ja, das ist Oftringen – THE Place to be.

Vernissage "MuntArt"

Es war ein merkwürdiger Abend, da ich einige Gesichter sah, die mir zwar bekannt vorkamen, ich aber nicht einordnen konnte. Ehemalige Schulfreunde meines Vaters reisten extra aus Zürich an, um bei der Vernissage dabei zu sein. Oha!
Vor dem Eingang des Museums wurde jeder per Handschlag von einem Dude begrüsst, der sagte "Brünu! Stell mi grad so vor." Diesen Mann, der früher einen kleinen Gitarrenladen besass, hatte ich wohl so vor 30 Jahren letztmals gesehen - als er noch lange Haare hatte. Ich erinnere mich daran, wie mein Bruder und ich uns in diesem Laden die Füsse in die Bäuche standen und in Platten reinhören konnten, während mein Vater auf der Suche nach einer neuen Gitarre oder Platte war (Es kann auch sein, dass sich hier zwei Erinnerungen vermischen... irgendwie habe ich das Gefühl, dass ich grad den Gitarrenladen von Brünu mit dem "Why not" von "Zobi" vermische...)
Ich sah meine Cousine (nennt sich das "zweiten Grades"?) mit ihrer Mutter nach Jahren mal wieder. Gut, die gute A. war auch sechs Jahre in Australien, wo sie ihren Mann kennengelernt hatte, der nun seit einem Jahr in der Schweiz lebt und den ich ebenfalls kennenlernen durfte. Der gute K. hat einen erlesenen Musikgeschmack und nicht nur das, er wollte jedes Bild kaufen, das ich auch auf meiner Liste hatte. Fast hätten wir uns gestritten. Aber Scherz beiseite.
Dann betraten zwei Gesichter den Raum – der Hauswart des Sekundarschulhauses und dessen Gattin. Ich begrüsste die beiden und musste mich vorstellen, da sie mich nicht einordnen konnten. Er wusste jedoch, dass ich mein Praktikum im Rahmen der Ausbildung an der PH bei ihm an der Schule absolviert hatte. Doch ich erinnere mich nicht daran, ihn damals zu Gesicht bekommen zu haben... Kann aber gut sein, dass sich mein Name herumgesprochen hatte – schliesslich war ich zu Schulzeiten nicht gerade das, was man unauffällig nennen könnte. Aber das ist eine andere Geschichte und soll ein anderes Mal erzählt werden.
Irgendwann ertönte eine E-Gitarre. Eine Aufnahme meines Vaters. Dies war der "Gong", der die Besucher anhielt, sich im Hauptraum zu versammeln und der Ansprache des Kurators zu lauschen. Einfach passend.
Während wir uns so unterhielten, erblickte ich ein „Gesicht in der Menge“, das mich ebenfalls anschaute. Auf mein Gehirn – Genossen, das funktioniert besser als jede Festplatte – war wie immer Verlass, und es spuckte sogleich den Namen aus. Ein Kumpel meines Vaters, mit dem er früher oft zusammen gejamt hatte. Er begrüsste mich mit „Kollegin“, da er früher Bezlehrer war. Er teilte mir sein Erstaunen über meinen beruflichen Werdegang mit. Hier muss angemerkt werden, dass er mich in einer Zeit erlebt hat, in der ich Klaus Kinski alle Ehre gemacht habe... Wir unterhielten uns über den tollsten Beruf der Welt, der so vielseitig ist wie kein anderer, und darüber, welche Voraussetzungen eine Lehrperson erfüllen sollte. Empathie stand ganz vorne. Der gute M ist damals, in den 90ern, Lehrer geworden, aus denselben Beweggründen wie ich. Spannend.
Wir schauten uns die Bilder an, und ich wurde nostalgisch. Mein Vater hatte Bilder ausgestellt, die mein Bruder und ich auch noch nie gesehen hatten, und solche, die uns bestens bekannt waren. Ich konnte genau sagen, an welchem unserer Wohnorte welches Bild wo gehangen hatte. Da war beispielsweise eine Zeichnung von jemandem, der Al Capone sein könnte, aus 1982. Sie hing lange in diesem massiven Metallrahmen, der typisch für meines Vaters Bilder war, im Korridor über dem Tischchen, auf dem das Telefon stand.
Zum Bild mit den Steinen gibt es eine lustige Geschichte: Dieses Bild hing jahrelang im Korridor, dann in der Küche. Täglich hatte ich es gesehen, jedoch sah ich stets nur Steine. Als der Dude des Museums seine Ansprache hielt, erwähnte er eine Maus in einem Bild. Erst da fiel mir die weisse Maus oben links in der Ecke auf. Was haben wir gelacht!
Wir haben lange vor dem Bild mit dem brennenden Luftballon gestanden und darüber philosophiert. Der gelbe Rahmen vermittelt irgendwie ein Gefühl von Leichtigkeit. Alles ist in Ordnung. Wäre der Rahmen rot, würde es bedrohlicher wirken.
Ich hoffe, dass niemand dieses Bild kaufen will, denn es ist eines von denen, die auf meiner Wunschliste stehen.

Nachfolgend ein paar wenige Eindrücke der Ausstellung. Darunter drei meiner Favoriten-Bilder. Einerseits Black Elk, den meine Schäfchen aus ihrem Arbeitsdossier "Geschichte der Ureinwohner Amerikas" kennen dürften (hey! doch ein Bezug zum Lehrberuf -_^). Daneben der Weisskopfadler. Und natürlich die Bleistift-Jeansjacke. Mein Bruder hat das Zündhölzli für sich beansprucht.
Nebst Bildern gibt's auch noch ein paar Reime, für die der gute E. bekannt ist. Als ich so 12 war, hatte ich ein Pflegepferd. Eine eigenwillige und charakterstarke Freibergerstute namens Fanny. Ich habe dieses dickköpfige Pferd geliebt. Mein Vater reimte dann eines Tages folgendes zusammen:
"Kurz nach dem Fanny hat gepisst, rannte sie weg und ward vermisst. Über Stock und Stein fand sie wieder heim."
Passend zur Vernissage und meinen Kindheitserinnerung ein Song, mit dem ich quasi aufgewachsen bin:
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